In Teil 1 unserer Blog-Serie „Sozialraumorientierung“ berichteten wir über Möglichkeiten der Gestaltung von Lebensräumen. Im zweiten Teil unserer Beitragsserie beschäftigen wir uns mit der Wirkung von Aktionen und Projekten im Sozialraum.
Die Angebote folgen dem Willen der Menschen
Sozialraumorientierung entwickelt seine positive Wirkung, wenn die Lebenswelten innerhalb eines Sozialraums auf die Bedürfnisse von Menschen mit Unterstützungsbedarf angepasst werden und deren Teilhabe an der Gesellschaft gefördert wird.
Auch in der Muttergesellschaft der Syncare, dem Diakoniewerk, wird auf sozialraumorientierte Inhalte verstärkt Bezug genommen. Das Konzept der Bewohnerservicestellen in der Stadt Salzburg ist ein Beispiel dafür, wie Sozialraumorientierung in der Praxis wirkt. Seit dem Jahr 2000 betreibt das Diakoniewerk Stadtteilbüros, deren Leitmotiv es ist, in den Sozialraum hineinzuhören, Eigeninitiative zu stärken sowie Vernetzung und Zusammenarbeit zu nutzen. Durch gemeinsames Engagement werden Aktionen und Projekte für alle Generationen verwirklicht. Dass dieses Konzept wirkt, beweist die Tatsache, dass zu Jahresbeginn das vierte Stadtteilbüro eröffnet wurde. Beim genauen Hinsehen lassen sich Ziele der Sozialraumorientierung erkennen:
Apropos „Nutzung der Ressourcen des Menschen und des ihn umgebenden Sozialraums“: Dazu ein Beispiel, das auch in Kooperation von Diakoniewerk und Stadt Salzburg entstand: die Freiwilligen-Netzwerke Salzburg. Dieses kostenlose Angebot richtet sich an zu Hause lebende SeniorInnen und an Menschen, die freiwillige Besuche übernehmen wollen. Wenn da nicht bürgerschaftliches Engagement und der Wille jeder/jedes Einzelnen im Zentrum stehen!
Den Willen der Menschen ernst nehmen
Auch Wohnquartiere stellen eine ideale Ausgangslage für Sozialraumorientierung dar. Menschen aller Generationen und sozialer Schichten sind eingeladen, ihren Willen zu bekunden und ihr Zusammenleben entsprechend zu entwickeln. Die Menschen verbindet das Interesse, Nachbarschaft und Gemeinschaft bewusst zu fördern, um diese auch zu nutzen. Ein solches Quartierskonzept wurde 2013 in unserem Projekt der „Rosa Zukunft“ im Salzburger Stadtteil Taxham das erste Mal realisiert.
Aktuell wurde die Wirkung des umgesetzten Quartierskonzept in der Rosa Zukunft durch die Universität Salzburg in einer BewohnerInnen-Befragung evaluiert: Die BewohnerInnen sind mit der Nachbarschaft und den Aktivitäten sehr zufrieden. 91% haben nicht die Absicht, in den nächsten ein bis drei Jahren ihre Wohnsituation zu verändern.
Die Idee des Wohnquartiers beruht auf Vielfalt und Individualität – „jeder Mensch nach seinem Willen“: Von der geförderten Mietwohnung bis zur hochwertigen Eigentumswohnung, von jungen Familien bis zu Menschen im Alter – eine Fachperson in der Rolle der Wohnkoordination „ist für alle da“! Diese Wohnkoordination trägt zur positiven Entwicklung des sozialen Zusammenhalts wesentlich bei, wie die Evaluierung zeigt.
Zeichen einer "sorgenden Gesellschaft"
Die Möglichkeit des Wohnens mit Betreuung wird in den Wohnquartieren ebenfalls angeboten, wobei der Wille der Menschen im Alter mögliche Service- und Dienstleistungen „steuert“. Ihnen stehen mobile soziale Dienste für jene Unterstützung zur Seite, die sie in der jeweiligen Lebenslage benötigen. Das Beispiel Rosa Zukunft zeigt „aber“, dass die BewohnerInnen niederschwellige Unterstützung eher bei ihren NachbarInnen als bei professionellen Anbietern suchen und finden.
Es entwickeln sich starke soziale und unterstützende Netzwerke –ein wunderbarer Beweis für funktionierende Sozialraumorientierung!
In zwei Wohnquartieren wird noch ein weiterer Schritt „gewagt“: Im so genannten Stützpunktwohnen werden Menschen mit Behinderung mit einer niederschwelligen Betreuung in ihrer Selbständigkeit unterstützt, mobile soziale Dienste decken eine individuelle Assistenz ab.
Und damit Sozialraumorientierung nicht „vor den Toren eines Wohnquartiers“ Halt macht, wird die Syncare in Zusammenarbeit mit dem Diakoniewerk laufend mit weiteren Ideen und Angeboten wirksam, um den Verbleib im vertrauten Lebensumfeld und somit die Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.
(Autor: Erwin Oberbramberger)