Unter einem Dach wohnen in einem Wohnquartier mehrere Generationen, die sich dazu entschieden haben, gemeinsam das Zusammenleben in ihrem Wohnviertel lebendig zu gestalten. Jeder darf so viel zu dieser gelebten Nachbarschaft beitragen wie er kann und gleichzeitig davon profitieren so viel er möchte. Damit die Nachbarschaft so bunt wie möglich wird, fördert eine Wohnkoordinatorin/ein Wohnkoordinator aktiv die Umsetzung von Ideen und die Verknüpfung von gemeinsamen Interessen. Sie/er unterstützt beim Aufbau von Nachbarschaftsbeziehungen, vermittelt Serviceangebote, bestärkt den Gemeinschaftssinn und steht mit Rat und Tat bei Alltagsfragen zur Seite. Außerdem ist sie/er neutrale Anlaufstelle und dient als Koordinatorin/Koordinator zwischen verschiedenen Interessen der MieterInnen.
Als erstes Projekt wuchs die „Rosa Zukunft“ vor mittlerweile fünf Jahren aus dem Salzburger Boden. Viele Aktivitäten werden hier an einem Tisch mit den BewohnerInnen erarbeitet bzw. entwickelt. Birgit Radwanovsky hält als Wohnkoordinatorin die Fäden zusammen, koordiniert. Was waren rückblickend die wichtigsten Erfolge in dieser Zeit? „Die kleinen Dinge – etwa Nachbarschaftshilfen, von denen man gar nicht immer weiß, weil sie von selber passieren. Wie etwa regelmäßige Fahrtendienste für eine Nachbarin zur Therapie, gemeinsam in die Schule fahren. Wenn sich langsam so etwas wie ein Netzwerk etabliert“, betont Radwanovsky.
Eigeninitiative wird groß geschrieben
Noch am Beginn dieses Prozesses steht Michael Bednar als Wohnkoordinator in der Traviatagasse. Erst im Frühjahr 2018 wurde das Quartier in Wien bezogen. Eigeninitiative ist auch hier gewünscht. „Die BewohnerInnen sollen sich den Ort zu eigen machen, hier ihre Ideen und Wünsche entwickeln und entfalten“, betont Michael Bednar. Seine Aufgabe ist es, diese Gemeinschaftsbildungsprozesse zu begleiten und zu unterstützen. Nach zwei Jahren sollten sich dauerhafte Strukturen entwickelt haben.
Eine neue Form der Gemeinschaft entsteht, nach der die Menschen suchen.
Seit Dezember 2016 wohnen in der von der ELAG errichteten Anlage am Fuße des Linzerbergs in Engerwitzdorf 70 Menschen in 45 Wohneinheiten, darunter Familien mit Kindern genauso wie Senioren und vier Menschen mit Behinderungen. Moderiert und organisiert wird das Zusammenleben ebenso von einer Wohnkoordinatorin des Diakoniewerks: Barbara Aigner-Reitbauer.
Ohne sie ist das nachbarschaftliche Konzept nicht vorstellbar. Sie hilft bei den praktischen Fragen des Zusammenlebens und unterstützt die BewohnerInnen auch bei Konflikten. „Wenn es Streit gibt, liegt das meist an zu hohen Erwartungen“, führt Aigner-Reitbauer aus. Man brauche schon eine gewisse Großzügigkeit für diese Form des Wohnens. Wer sich darauf einlasse, genieße viele Vorteile der nachbarschaftlichen Unterstützung von Kinderbetreuung über den Semmerldienst bis zu Einkäufen und handwerklichen Hilfen. „Gemeinsame Anschaffungen von Werkzeug bis zum Fondue-Geschirr helfen, Geld und Platz zu sparen.“ Und auch das Feiern gehöre dazu. Aigner-Reitbauer ist für sieben Jahre bestellt. „Die Begleitung ist besonders am Anfang und in kritischen Phasen wichtig“, betont die Wohnkoordinatorin. Mit der Zeit würden sich aber die Bewohner viele Fähigkeiten für das nachbarschaftliche Miteinander aneignen. „Dabei lernt man für alle Lebensbereiche.“