Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau: ein nicht nur finanzieller Mehrwert

Blog  |  15.05.2017 |  Verena Traunmueller

Soziale Nachhaltigkeit rückt immer mehr in den Fokus bei Wohnprojekten. Ein Bericht in der Ausgabe 1/2017 des Fachmagazins „WohnenPlus“ der gemeinnützigen Bauvereinigung greift das Thema soziale Nachhaltigkeit in Bezug auf Wohnquartiere auf und beschreibt diesen Begriff als bewusste Organisation von sozialen und kulturellen Systemen, die die Widerstandsfähigkeit von sozialen Systemen verbessert. Besonders im Mittelpunkt stehen dabei etwa die aktive Förderung von Kommunikation und wechselseitigem Verständnis für die unterschiedlichen Lebenslagen der zukünftigen BewohnerInnen eines Quartiers.

Rosa Zukunft Neu5Jpg

In der Praxis kann soziale Nachhaltigkeit in Wohnprojekten unter anderem durch die Ansätze der Quartiersarbeit und der Wohnkoordination vor Ort umgesetzt werden. Wien kann in Österreich als Vorreiter in der Umsetzung gesehen werden, da soziale Nachhaltigkeit hier bereits in den Bauprojekten mitgedacht wird. Wir wurden für einige Bauprojekte in Wien mit der Erstellung von sozialen Konzepten beauftragt und werden auch bei dem aktuell in Errichtung befindlichen Generationen-Wohnprojekt in der Traviatagasse in Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen des Diakoniewerks das Quartiersmanagement für rund 400 zukünftige BewohnerInnen umsetzen.

Quartiersmanagement ist ein angeleiteter, unterstützender Prozess der Gemeinschaftsbildung und hilft den nachbarschaftlichen Austausch aktiv zu fördern. Dies ist ein besonderer wichtigerer Aspekt im Falle von Konflikten in der Nachbarschaft, die dadurch auf niederschwelligem – und vor allem auch kostengünstigeren – Weg gelöst werden können.

Soziales Leitbild


Wie auch im Artikel erwähnt, ist der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung von sozialer Nachhaltigkeit die Miteinbeziehung des sozialen Leitbilds in allen Phasen eines Bauprojekts. Ein soziales Konzept bildet die Grundlage für architektonische Aspekte, wird von diesen aufgegriffen und unterstützt. Elemente von Nutzungskonzepten unter Berücksichtigung unterschiedlichster Bedürfnisse, Mitbestimmung und (Selbst)Verwaltung können von Anfang an in die Gebäudestruktur integriert werden und erleichtern dadurch die spätere Umsetzung bei Bezug des Quartiers. Diese Sichtweise teilt sich auch mit unserer Erfahrung im Bauprojekt LeNa. Das Projekt Lebendige Nachbarschaft (kurz LeNa) in der ländlichen Gemeinde Engerwitzdorf (OÖ) wird durch uns mit einer Wohnkoordinatorin betreut und stellt sich hierbei anderen Herausforderungen des gemeinschaftlichen Lebens als die Rosa Zukunft - ein Vergleichsprojekt mit Wohnkoordination im städtischen Raum von Salzburg.

Die Rolle der Wohnkoordination kann mit der im Artikel beschriebenen Rolle des „Hausbesorger Neu“ verglichen werden. Die Wohnkoordination ist ein Ansprechpartner vor Ort, unterstützt bei Wohnungsbezug, Eingewöhnungsphase und hilft beim Aufbau der Hausgemeinschaft. Zusätzlich unterstützt die Wohnkoordination beim Aufbau eines HelferInnenetzwerks, welches Unterstützungspotentiale und Synergien der BewohnerInnen vor Ort stärken soll und mit dem Netzwerken und AktuerInnen in der Gemeinde vernetzt.

Der Mehrwert von sozialer Nachhaltigkeit lässt sich daher nicht an festen, finanziellen Parametern festmachen, sondern hauptsächlich an leistungsfähigeren Wohnraum, gewappnet für flexible Nutzungsanforderungen der Zukunft und sozialer Stabilität, die schlussendlich allen etwas bringt.

Vergleiche dazu: WohnenPlus, Vol. 1 2017, Fachmagazin der gemeinnützigen Bauvereinigung, S. 14 bis 18